Studieren nach Zwangsordnung Studentenproteste gegen Fortschrittskontrolle durch Ausschluss verhindert Am 17.03.2004 soll auf der Sitzung des Fakultätsrates der Fakultät IV (Informatik, Technische Informatik, Elektrotechnik) der TU-Berlin unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine neue Studien- und Prüfungsordnung gegen den massiven Widerstand der Studierenden verabschiedet werden. In den letzten Monaten verhinderten mehrfach hunderte Studierende den Beschluss durch ihre Anwesenheit und Bekundungen ihres Unmutes. Die Gegenreaktion ist nun die erste nicht öffentliche Sitzung seit Gründung der Fakultät. Die neue Studien- und Prüfungsordnung stellt eine Erschwerung des Studiums dar. Die Studierenden werden gezwungen ihre Fortschritte nachzuweisen. Sollten sie nicht innerhalb eines Jahres 66 % der Leistungen erbringen, droht die Exmatrikulation. Die aktuellen Statistiken zeigen, dass dies schwer wird. Die durchschnittliche Studiendauer im Fach Informatik beträgt mehr als 14 Semester, fast anderthalbmal so lang, wie vorgesehen. Dies ist ein Ergebnis der Lehre, die von den Professoren zugunsten anderer Interessen immer mehr vernachlässigt wird und der Tatsache, dass immer mehr Studenten gezwungen sind neben dem Studium für ihren Lebensunterhalt zu Arbeiten. Die Vertreter der Studierenden im Fakultätsrat haben mit Ihrem Gruppenveto klar gegen den Beschluss gestimmt. Dieses Veto hat aber nur aufschiebenden Charakter. In besagtem Rat besitzen die Professoren, gesetzlich vorgeschrieben, die absolute Mehrheit. Selbst nachdem besagte Fortschrittskontrolle in der Vollversammlung der Studierenden der Fakultät IV am 14.11.2003 mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurde, war bei den Professoren keine Verhandlungsbereitschaft zu erkennen. Um den wiederholten Protest der Studierendenschaft zu verhindern, wurde eine nicht öffentliche Sitzung einberufen und selbst der Sitzungsort von der Universität weg verlegt. Im vergangenen Jahr begann ein Modellversuch des Bachelor Elektrotechnik, in dem die Fortschrittskontrolle an 20 Freiwilligen getestet wird. Von diesen 20 konnten 13 das Ziel im ersten Jahr noch nicht erreicht, obwohl sie sich bewusst für diesen Weg entschieden haben. Nach dem Willen der Professoren soll dieses Verfahren nun alle Studierenden treffen. Ziel soll eine Reduzierung der durchschnittlichen Studiendauer sein. Die Studierenden sehen als Ergebnis nur eine höhere Abbrecherquote. Die Quote liegt im Moment schon bei 37%. Viele Studierende arbeiten nebenbei, um ihr Studium zu finanzieren. Diese können aufgrund der Doppelbelastung meist nicht in vollem Umfang studieren, man würde ihnen mit der neuen Prüfungsordnung die Chance auf ein Hochschulstudium nehmen. In unzähligen Gesprächen zwischen den Studierendenvertretern und den Professoren wurde auf die Gefahren dieser Regelung hingewiesen, man stieß bei den Professoren aber auf taube Ohren. Es scheint als wollten sie nur überdurchschnittliche Kräfte um sich sammeln und die Grundausbildung anderen überlassen. Um bei der Entwicklung zu Elite Universitäten in Deutschland einen möglichst großen Happen abzubekommen, arbeitet die Fakultät IV der TU-Berlin schon jetzt, auf Kosten der Studierenden, kräftig vor. Die studentischen Vertreter im Fakultätsrat der Fakultät IV http://www.freitagrunde.org/